Hallo Zusammen,
im ersten Teil meines Cornwall Berichtes habe ich euch von Höhlen, Ruinen, Stränden und felsigen Küsten erzählt. Aber Cornwall hat auch eine Vielzahl an wunderschönen und ausgefallenen botanischen Gärten. Wir haben uns zwei raus gepickt, die sich in einigen Teilen der Flora und Fauna durchaus ähnlich sind, aber doch unterschiedlicher nicht sein könnten. Für beide Gärten sollte man knapp einen Tag einplanen bzw. sich für diesen Tag keine weitere Aktivität mehr vornehmen. Die Kinder waren immer sehr müde von den vielen Eindrücken und Fußmärschen, so dass wir in beiden Fällen gar nicht alles anschauen konnten.
The Lost Gardens of Heligan
Die sogenannten „verlorenen“ Gärten (Lost Gardens of Heligan) heißen deshalb so, da sie Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts komplett verwilderten, von Hecken und Brombeerranken überwuchert wurden und als verloren galten. Erst 1990 wurden die Gärten durch einen Zufall wiederentdeckt und nach und nach zum Leben erweckt und wiederhergestellt.
Diese Gärten sind groß… riesengroß! Und mit kleinen Kindern würde ich euch empfehlen, euch „nur“ auf den „Woodland Walk“, den „Jungle“ und die Tiergehege zu konzentrieren. Wir hatten versucht, alles zu sehen, was irgendwann vom Kleinen durch einen Sitzstreik torpediert wurde…
Der „Woodland Walk“ führt geradeaus in den Park und es gibt gleich mal einen Erlebnispfad für die Kinder, um zu balancieren und zu klettern. Sie bewunderten den „Riesen Kopf“ („schaut aus wie das Sams“) (Giant’s Head) und die schlafende „Schlammfrau“ (Mudmaid) und wollten dann unbedingt schnell in den Dschungel zur Hängebrücke.
Das Themengebiet Dschungel ist wirklich beeindruckend, über Holzwege und viele Stufen geht es in die Dschungel-Schlucht nach unten. Hier gibt es Teiche, Bäche, exotische Pflanzen und kleine ruhige Picknickplätze und man kann sich richtig vorstellen, dass von der Existenz des Dschungels niemand etwas geahnt hat, solange oben drüber alles zugewachsen war. Das Beste ist, dass man die Dschungel Schlucht des Gartens auch mittels einer schwankende Hängebrücke überqueren kann. Der Kleine wollte natürlich allein drüber laufen und hinter uns hat sich schon langsam ein immer nervöser werdender Stau gebildet. Da aber jeder Versuch ihn zu tragen mit einem lauten Geschrei quittiert wurde, blieb mir nichts anderes übrig, als in stoischer Ruhe und sehr langsam hinter meinem Kind über diese Brücke zu gehen. Mein Mann und der Große waren allein drüber gerannt und hatten riesigen Spaß, die Hängebrücke noch mehr zum wackeln zu bringen.
Bis auf diese Hängebrücke und die Stufen zum Dschungel runter (Alternative zu den Stufen ist ein recht steiler Weg der außen herum führt), kann man auch gut mit dem Kinderwagen durch den Park. Es gibt sogar Strecken, die Rollstuhl geeignet sind.
Wir waren sehr froh, als wir endlich bei den Tieren ankamen, die Jungs hatten sofort wieder Energie und fanden besonders die laut quiekenden und wild umherlaufenden Schweine lustig.
Hier noch eine Karte von dem Dschungel-Bereich, der gerade mal ein Zehntel der gesamten Gärten ausmacht, um die riesigen Dimensionen einschätzen zu können. Ausreichend Wasser und Brotzeit mitnehmen, allerdings gibt es im Eingangsbereich ein Restaurant, in dem alles aus eigener Landwirtschaft zubereitet wird und es roch sehr lecker… Wir waren leider schon satt.
Eden Project
Ich war mir erst unsicher, ob wir uns noch einen Garten anschauen sollten, aber der Rest der Familie hat darauf bestanden und da für unseren letzten Tag in Cornwall sowieso Regen angesagt war, machten wir uns auf den Weg zum Eden Project. Der 2001 eröffnete botanische Garten ist der bislang größte der Welt. Unter einem der kuppelförmigen Gewächshäusern (Biome genannt) befindet sich der weltweit größte Indoor-Regenwald unter dem anderen Biom (mediterranes Thema) Olivenhaine und Zitrusplantagen.
Hier im Eden Project ist alles perfekt organisiert. Jedem Besucher werden in einem bestimmten Areal Parkplätze zugewiesen, von denen aus man dann mit einem Shuttle Bus bis fast vor den Eingangsbereich gefahren wird. Sobald man das Gelände betritt hat man einen überwältigenden Blick auf die Biome. Wem das Bild unten bekannt vorkommt: Die Außenaufnahmen von Graves Eispalast im James Bond Film „Stirb an einem anderen Tag“ sind hier entstanden.
Schon der Weg runter zu den Kuppeln war spannend für die Jungs…. Es gibt Spielplätze, Tunnel durch Weidenruten, eine riesige Roboterskulputur aus altem Elektroschrott und eine riesengroße Biene. Alternativ kann man den Weg aber auch mit einer Bummelbahn fahren oder einen Aufzug nehmen. Grundsätzlich ist alles kinderwagenfreundlich.
Als erstes sind wir dann in das Regenwald-Biom, da uns auch im letzten Garten der Urwald am Meisten beeindruckt hat. Obwohl wir schon daran gedacht haben, dass es hier etwas wärmer wird… mit 35 Grad in der Spitze und 80% Luftfeuchtigkeit hätten wir nicht gerechnet… Endlich meine Wohlfühltemperatur auch in Cornwall ;). Je weiter man sich in den Regenwald vorwagte, desto heißer und feuchter wurde es. In verschiedenen Regenwald Gebieten (Westafrika, Südamerika, Südostasien…) konnten die Kinder die dort heimischen Pflanzen entdecken, sehen in welchen Behausungen die Bewohner des Regenwaldes leben und auch alles über den Anbau von Zucker, Kaffe, Gummi und tropischen Früchte erfahren. Zum Schluß gab es noch einen leckeren Baobab-Smoothie. Das Highlight aber war, dass wir über eine an Drahtseilen befestigte Brücke zu einer Plattform ganz oben unter das Dach der Kuppel steigen durften (nach einem ausführlichen Sicherheitsbriefing versteht sich). Die Plattform ist der einzige Ort, der einem mit Kinderwagen verwehrt wird und tragen darf man sein Kind auch nicht nach oben…
Geht man vom Regenwald Biom in das Mittelmeer Biom, wird es wieder merklich kühler… Im Durchgang, dem sogenannten „Link“, gibt es Essenstände mit Gerichten aus aller Welt, allerdings war es uns dort zu voll und zu laut. Wer Hunger hat, sollte unbedingt direkt im Mittelmeer Biom essen. Hier sitzt man wunderschön mit Blick auf Zitronen- und Olivenbäume wie auf einer italienischen Terrasse und Pizza und Pasta schmecken hier auch sehr gut. Das Mittelmeer Biom war nett, aber für uns nicht ganz so spannend wie der Regenwald. Was aber unerwartet interessant war, ist das sogenannte „Core“, das Bildungszentrum vom Eden Project. Hier gibt es für die ganz kleinen Kinder einen abgegrenzten Indoor Spielplatz und für die größeren ganz viel Spannendes zu entdecken. Zum Beispiel können sie den größten Nussknacker der Welt bedienen oder in einem kleinen Ökosystem unter einer Glaskugel den Klimawandel simulieren.
Ganz Cornwall fand ich sehr abwechslungsreich und spannend und ein wunderbares Reiseziel für Familien, wenn man mal nicht den typischen Strandurlaub machen will und sich von etwas kühleren Temperaturen nicht abschrecken lässt! 🙂
Bis ganz bald,
eure Helen