Hallo ihr Lieben,
seid ihr schon mal geflogen? Wie alt wart ihr bei eurem ersten Flug? Ich selbst bin das erste Mal im Alter von 19 Jahren geflogen. Es ging nach Kreta auf „Abifahrt“. Ich war sehr aufgeregt, das ganze Prozedere des Gepäck Eincheckens und der Handgepäck-Kontrolle war für mich furchtbar stressig, hektisch und ich hab mich wahrscheinlich ziemlich blöd angestellt. Auch auf dem Flug selbst hatte ich ein mulmiges Gefühl. Zum Glück gab es in unserer Klasse jemanden, der schon öfter geflogen war und an den ich mich hängen konnte… Seit diesem ersten Flug und seit ich gesehen habe, wieviel mehr es in der Welt zu entdecken gibt, als man mit dem Campingbus erreichen kann, bin ich sehr, sehr oft geflogen. Und weil ich, als der Große auf die Welt kam, nicht wollte, dass das jetzt aufhört, musste er seinen ersten Flug mit 10 Wochen antreten. Der Kleine seinen ersten Flug mit 6 Monaten.
Mein ehemaliger Nachbar, der mittlerweile ganz im Norden von Deutschland wohnt und gerade ein Baby bekommen hat, hat neulich seine Eltern in München besucht – mit dem Auto… als ich ihn gefragt habe, warum er nicht geflogen ist, war seine Antwort: „Ja, was ist denn wenn das Baby den ganzen Flug über schreit?“ Gute Frage und diese Angst haben sicher viele frischgebackene Eltern, aber ganz ehrlich: warum sollte es? Mama und/oder Papa sind da, es darf auf dem Schoß sitzen oder im Arm liegen, es bekommt jederzeit Essen oder Trinken, es bekommt vorgelesen, Mama und/oder Papa spielen mit ihm und wenn der Gang frei ist und die Anschnallzeichen erloschen sind, geht vielleicht auch mal jemand mit ihm auf dem Arm spazieren… Meine Erfahrung ist: Babys schreien nicht den ganzen Flug! Und das sollte man sich klar machen bevor man mit seinem Baby in ein Flugzeug steigt, denn wenn man als Eltern nervös ist, spüren das die Kinder auch!
Hier also ein paar Regeln, wie der erste Flug mit einem Baby entspannt klappt:
Flugbuchung:
Für den ersten Flug würde ich die Zeitspanne von 3 Stunden nicht überschreiten, wobei auch 5 Stunden gerade noch so machbar sind. Ihr müsst immer dran denken, dass euer Baby ja noch keinen eigenen Sitzplatz hat und den ganzen Flug auf eurem Schoß sitzt oder liegt. Der Flug wird meist nicht eurem Baby zu lange, sondern euch 😉
Ihr könnt euch natürlich auch die extra Kosten auf euch nehmen und eurem Baby einen eigenen Sitz dazu buchen, dann müsst ihr aber auch einen Autositz mitnehmen, der im Flugzeug zugelassen ist, damit euer Baby angeschnallt werden kann. Man erkennt die Sitze am „For use in aircraft“ Zeichen des TÜV.
Der Flug sollte nicht zu früh starten und nicht zu spät landen, damit euer Baby seinen normalen Nachtschlaf bekommen hat, bevor es los geht. Falls es tagsüber schon einen Schlafrhythmus gibt, dann am Besten den Abflug so timen, dass euer Baby kurz nach dem Starten mit Fläschchen oder an der Brust einschläft. Wenn möglich, reserviert ihr euch bei der Buchung die erste Reihe der Economy Class, die sogenannten „Bulkhead Seats“. Hier gibt es ein Babybettchen, das an der Wand montiert werden kann und in dem ein Baby bis 8kg liegen kann. Am Besten ruft ihr hier direkt bei der jeweiligen Airline an.
Handgepäck
Ins Handgepäck gehören natürlich die klassischen Wickelutensilien, lieber mehr Windeln und Feuchttücher als zu wenig und eine Wickelunterlage sowie eine Plastiktüte zum Entsorgen der Windeln. Dazu kommen Desinfektionstücher (seit ich in einem Artikel gelesen habe, dass sich auf den Tischchen in Flugzeugen mehr Bakterien befinden als irgendwo sonst, desinfiziere ich diese Tische IMMER), eine kleine Decke, Wechselklamotten, Stofftiere (ich finde auch solche Handpuppen ganz toll, um ein Baby längerfristig zu unterhalten, man muss nur selbst etwas kreativ werden) Lieblingsspielsachen, Bücher und falls ihr nicht stillt, sehr, sehr viel Getränke. Nehmt Tee mit, nehmt Milch mit, nehmt bitte sogar abgekochtes Wasser zum Milchpulver anrühren mit, ich würde NIEMALS meinem Säugling das Wasser aus der Flugzeugküche geben… Macht euch keine Sorgen wegen der Security, mit einem Baby könnt ihr in Babyfläschchen soviel Flüssigkeit mitnehmen, wie ihr wollt. Hin und wieder werden diese Flaschen auf gefährliche Stoffe untersucht, aber meistens wurde ich einfach durch gewunken… Wenn euer Baby schon etwas isst, nehmt seine Lieblingssnacks mit, ruhig auch mal Gummibärchen oder Kekse, so kann man im Notfall auf besondere Leckereien zurückgreifen, die es normalerweise nicht gibt.
Check in und Security am Flughafen
Mit Kinder unter einem Jahr muss man sich am Flughafen nicht anstellen. Das sagt einem häufig keiner, aber sowohl bei der Gepäckabgabe, als auch beim Security Check dürft ihr mit Baby den First Class Zugang nutzen. Wenn ihr unsicher seid, wendet euch einfach an einen Mitarbeiter aber denkt definitiv dran, von diesem Recht Gebrauch zu machen, das erleichtert Einiges. Beim Boarding werden Eltern mit kleinen Kindern oft zuerst aufgerufen, euer Baby darf bis zum Flugzeug im Kinderwagen oder Buggy bleiben, ein Gepäckmitarbeiter nimmt den Kinderwagen beim Eingang des Flugzeuges in Empfang. Achtet darauf, dass ihr bei der Gepäckaufgabe einen Kofferanhänger am Kinderwagen befestigt habt.
Der Flug
Macht es euch auf euren Sitzen bequem und macht euch mit dem Loop Belt, dem Gurt mit dem das Baby an eurem Gurt angegurtet wird vertraut. Bestellt bei Bedarf extra Kissen und Decken und fragt, sobald ihr die Durchsage „boarding completed“ hört, nach, ob irgendwo eine ganze Stuhlreihe frei ist, je mehr Platz ihr habt desto besser und meist werden solche freien Plätze gerne an junge Familien abgegeben. Wir hatten oft Glück und hatten, obwohl wir den Kindern unter zwei Jahren nie einen eigenen Sitzplatz gebucht haben, häufig einen freien Platz neben uns, den wir nutzen konnten.
Jetzt kommt das ALLERWICHTIGSTE: euer Baby muss beim Start etwas trinken… Denn Schmerzen in den Ohren durch den Druck beim Starten und Landen sind der einzige Grund warum ein Baby den ganzen Flug schreien würde. Wenn ihr stillt: perfekt! Selbst wenn gerade keine Stillmahlzeit dran ist, wird euer Baby fröhlich nuckeln und hoffentlich sogar einschlafen. Wenn ihr Fläschchen gebt, zögert die Mahlzeit wenn möglich so hinaus, dass euer Baby beim Starten Hunger hat und dann wirklich etwas trinkt. Alternativ hilft auch Nuckeln am Schnuller.
Wenn sich der Start verzögert hat, hatte ich sehr oft ein quengeliges Baby auf dem Schoß, weil es noch nicht trinken durfte, aber besser das, als später Ohrenschmerzen…
Ich habe beide Kinder, da sie lange kein Fläschchen genommen haben, im kompletten ersten Jahr beim Starten und Landen immer gestillt, auch wenn sie tagsüber eigentlich schon nicht mehr gestillt wurden. In keiner Airline habe ich deshalb auch nur annähernd eine unangenehme Situation erlebt. Nur einmal hat mich mein Sitznachbar gefragt: „Tschuldigung wenn ich sie was Persönliches frage, aber der hat ja schon Zähne, beißt der nicht?“ Ich konnte ihn beruhigen 😉
Wenn die Jungs nicht durch Stillen eingeschlafen sind, habe ich sie im Ergo Baby Carrier oder im Tuch getragen. Dazu bin ich, wenn der Gang nicht frei war, vor dem Klo auf und abgegangen und habe vor mich hingesummt. Meistens hat es geklappt. Wenn das Baby im Tuch oder Carrier einschläft, hat das außerdem den Vorteil, dass man essen und lesen kann, da das Baby so gut festgeschnallt ist, dass man beide Hände frei hat. Oft haben die Flugbegleiter die Tragehilfe als Gurtersatz akzeptiert, manchmal musste ich auch irgendwie den Babygurt noch um und durch den Carrier anlegen, hat aber auch geklappt.
Meistens haben unsere Jungs irgendwann im Flugzeug geschlafen und wenn nicht, haben wir die Zeit mit viel Hoppe Reiter, Bilder anschauen, Singen und Spielen auch irgendwie rum bekommen. Einmal durfte der Große sogar auf dem Arm einer Flugbegleiterin ins Cockpit, ein tolles Erlebnis!
Auch bei der Landung solltet ihr am Besten wieder Stillen, Fläschchen geben oder euer Baby auf einer harten Breze oder Ähnlichem rum kauen lassen, Hauptsache der Druckausgleich funktioniert!
Nach der Landung
Der angenehme Service, den Kinderwagen bis zum Einstieg ins Flugzeug zu nehmen, funktioniert bei der Landung meistens nicht mehr. Auch wenn ich noch nicht rausgefunden habe warum. Hier findet man den Kinderwagen beim Sperrgepäck, was je nach Flughafen auch mal in einem ganz anderen Stockwerk sein kann als die Gepäckbänder (Teneriffa!!!). Wenn ihr bisher noch keine Tragehilfe genutzt habt, spätestens hier braucht ihr sie dringend, denn es ist kein Spaß, mit eurem Baby auf dem Arm und Handgepäck in der Hand am Kofferband zu stehen und auf die Koffer zu warten und dann noch nach dem Kinderwagen zu suchen. Also: Baby ins Tuch oder in den Carrier und ganz entspannt aufs Gepäck warten. Ich habe schon fertige und entnervte Mütter gesehen, die ihr Baby einfach auf dem Boden neben dem Gepäckband abgelegt haben…
Wie so oft mit Baby gibt es für Alles immer ein erstes Mal und manchmal muss man sich einfach trauen und sich nicht zu viele Gedanken machen. Versucht meine Tipps umzusetzen und versucht entspannt zu bleiben, dann wird der erste Flug mit eurem Baby sicher ein tolles Erlebnis. Ich kann nur für mich sprechen, aber im Vergleich zu den ersten Autofahrten mit unseren Jungs, war der erste Flug wie ein Wellnesstag… 😉
In diesem Sinne, einen sicheren und guten Flug!
Eure Helen
Caro Koch
Liebe Helen,
danke für diesen super informativen und Mut machenden Artikel!! Ich kann kaum glauben, dass der Abifahrt-Flug unser gemeinsamer ERSTER Flug war – seitdem hast du mich ja um Meilen überholt 😉 dieses Jahr legen wir nach, wenn auch „nur“ nach Mallorca und Gran Canaria. Du hattest mal von speziellen Ohrstöpseln erzählt, die beim Druckausgleich helfen – wie hießen die noch und wo gibts die?
GlG Caro
Helen
Liebe Caro, von den Ohrstöpseln wollte ich in einem der nächsten Beiträge schreiben, wenn es um Flüge mit älteren Kindern geht… Aber hier könnt ihr sie bestellen, dass ihr sie rechtzeitig vor eurem nächsten Flug noch bekommt: SANOHRA fly für Kinder
Helen
Der Große braucht gar nichts mehr zum Essen oder Trinken während Start und Landung. Helfen ganz toll, achtet aber drauf, dass ihr sie eine halbe Stunde vor Start in die Ohren steckt und erst nach der Landung wieder entfernt… Guten Flug und Liebe Grüße, Helen